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Hamburger Braugeschichte

Vor über tausend Jahren wurden in Hamburg die ersten Biere hergestellt. Frauen brauten sie im Rahmen der Hauswirtschaft, und das auch nur für den Eigenbedarf. Geschmacklich könnten sie neben heutigen Bieren wohl kaum glänzen …

Mitte des 13. Jahrhunderts waren die ersten echten Brauer („Braxatores“) tätig. Das Braugewerbe entwickelte sich in Hamburg zu einem wichtigen Gewerbezweig. 1276 wurden bereits 457 Bierbrauer erfasst.

In der Blütezeit der Hanse war Hamburger Bier ein begehrter Ausfuhrartikel. In 527 privaten Brauhäusern („Brauerben“) entstand der köstliche wie begehrte Trunk. Dickbauchige Segelschiffe (Koggen) transportierten die Biertonnen nach Flandern, Holland und Seeland, aber auch nach Skandinavien oder ins Baltikum. Im 14. Jahrhundert durften mehr als 100.000 Hektoliter Bier die Stadt verlassen. Kein Wunder also, dass Hamburg sich ganz unbescheiden „Das Brauhaus der Hanse“ nennen durfte.

Mit dem Niedergang der Hanse seit dem 15. Jahrhundert ging ein Abflauen der hamburgischen Bierkonjunktur einher; ehemalige Absatzmärkte gingen verloren. Zudem setzten im späten 17. Jahrhundert Konkurrenzgetränke wie Kaffee und Tee, aber auch der schnell berauschende Schnaps dem Hamburger Bier schwer zu. Als Napoleon 1806 unsanft an Hamburgs Tore pochte, war es mit der hoch gerühmten Hamburger Bierherrlichkeit fast völlig vorbei.

Das Hamburger Brauwerk brauchte Jahrzehnte, um sich wieder zu erholen. Ein Lichtblick: Mitte der 1830er Jahre kam untergärig gebrautes Bier aus Bayern in die Stadt. Eine Handvoll Hamburger Brauer übernahm die neue Brauweise.

Die Einführung der Gewerbefreiheit 1865 brachte noch keinen direkten Impuls. Aber seit Ende der 1870er Jahre schossen neue Großbrauereien wie Pilze aus dem Boden. Hamburg erlebte eine Bier-Renaissance, auch im Export.

Um 1900 wurde in 15 Aktienbrauereien und einigen kleineren Privatbetrieben Bier gebraut. Der Erste Weltkrieg beendete die positive Entwicklung abrupt – eine Vielzahl von Braustätten wurde stillgelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg fingen Hamburgs Brauer wieder bei Null an. Die Braubetriebe waren vielfach stark zerstört. 1951 kam dann zum ersten Male Ratsherrn Pilsener zum Ausschank, gebraut in der Elbschloss-Brauerei.

Anfang der 1970er wurden drei Braustandorte geschlossen, in den 1980ern und -90ern entstanden einige Gasthausbrauereien, 1995 wurde die Elbschloss-Brauerei stillgelegt – der Ratsherr zog sich still und leise aus dem Biermarkt zurück. Anderen Brauereien erging es ähnlich, was dazu geführt hat, dass es heute tatsächlich nur noch drei aktive Brauereien in Hamburg gibt.

Doch 2012 eröffneten zwei neue Kleinbrauereien: Block Bräu und Ratsherrn. In der nagelneuen Brauerei in den Schanzenhöfen ist Ratsherrn von nun an zu Hause. Darauf stossen wir an!

Über den Autor Dr. Harald Schloz

Der gebürtige Hamburger sammelte schon als Schuljunge Bierdeckel und verfolgte seit seiner Jugend die Geschichte und die Entwicklungen der Hamburger Brauereigeschichte. Die Liebe zur Hansestadt und dem Braugewerbe spiegeln sich auch in seinen Arbeiten als freier Autor wider. 2006 erschien die Edition “Hamburg und sein Bier” und im vierteljährlich erscheinenden Magazin “Bier & Brauhaus” finden sich einige Artikel von Dr. Harald Schloz. Er hat eng mit dem Ratsherrn-Team an der langen handwerklichen Braugeschichte Hamburgs, an alten regionalen Rezepturen und der Brauereieröffnung in den Schanzenhöfen zusammen gearbeitet. Dr. Harald Schloz ist am 5. Juli 2012 verstorben.

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